logo 

Jahresausflug Altstadtführung Tübingen und Stocherkahnfahrt am 23.07.2017

Man traf sich zum alljährlichen Kameradschaftsausflug an den Zustiegsbahnhöfen Mengen und Sigmaringen zur gemeinsamen Bahnfahrt nach Tübingen, welche auch den geografischen Landesmittelpunkt Baden-Württembergs innehat.
Ungewohnt pünktlich rollte der Regio-Zug durch die Lande und bereits hier freute sich die Reisegruppe auf den anstehenden Ausflugstag, „dohoim im Ländle mit Altstadtführung Tübingen und Stocherkahnfahrt“. Gut gerüstet und allen Widrigkeiten der diesjährigen Wetterkapriolen gewappnet ging es im Eilmarsch vom Bahnhof an die nahegelegene Stocherkahn-Anlegestelle Hölderlinturm, einem der Wahrzeichen Tübingens. Die Geschichte des Turms lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Erst im späten 19. Jahrhundert wurde er nach dem Dichter Friedrich Hölderlin benannt, der dort von 1807 nach einer Behandlung seiner „geistigen Verrückung“ bis zu seinem Tod im Jahr 1843 lebte.
Der Tübinger Stocherkahn ist ein Holzboot mit flachem Boden. Der ca. 10 Meter lange Stocherkahn wird mit Hilfe einer ca. 7 Meter langen Holzstange vorwärts bewegt.

Stocherkahnfahrt02
Ansatzweise lebhaft, vergleichbar wie beim Junggesellinnenabschied, schoben sich die rüstigen Kanuten auf Ihre Sitzbretter und lauschten dem geschickt mit Kultur und selbstgestrickten Anekdoten versehenen Erzählungen von Heinrich, einem verkappten Medizinstudenten im Team des Neckar Caruso, gestrandet als IT-Verwalter an der Uniklinik in Tübingen. Der erfahrene Stocherer manövrierte behände durch den anfangs bracken Neckarstrom am Hölderlinturm, dem vierflügeligen riesigen Gebäude des Evangelischen Stifts als ehemaligen Kloster der Stadt vorbei und querte vergnügt durch eine Armada von Enten, die wohl eigens als Komparsen für die restlos idyllische Stimmung im Gewässer, einbeordert waren und die Fahrt entlang der malerischen Altstadt und rund um die Neckarinsel mit ihrer berühmten Platanenallee, sehr wahrscheinlich vom letzten Scharfrichter Tübingens gepflanzt, und dem Seufzger-Wäldchen beeindruckend nachhaltig werden ließ.
Aber auch Zeit für ein deftiges, schwäbisches Mittagessen! Nach kurzem Fußmarsch in die Altstadt, wurde die „Wurstküche“ erreicht, ein kleines uriges Gasthaus. Linsen mit Spätzle als vegane Alternative zu geschmälzten Maultaschen mit Kartoffelsalat nebst kräftigem Bier stärkte die wissbegierige Truppe bis zur Abholung durch den Kulturhistoriker Alexander Wenzler zur Schwerpunktbildung: der Altstadtführung.

Altstadtfuehrung01
Vom Hölderlinturm ging es zur Burse; 1478 als mächtigstes Fachwerkgebäude der neu gegründeten Universität errichtet, diente sie den 14-16 jährigen Scholaren, die sogenannten Artisten als universitäre Grundausbildung. Weiter führte der Weg zum Universitätskarzer, auf Grund eigener Gerichtsbarkeit, diente dieser als Gefängnis für die „Cives Academici“. Akademische Bürger waren nicht nur die Professoren und Studenten, auch Dienstpersonal der Professorenfamilien, Handwerker und Drucker genossen diese privilegierte Stellung, mit der die Befreiung von Zöllen und Steuern verbunden war. Mit Karzerstrafen geahndet wurden heimliche Eheverlöbnisse, Saufgelage, Schwänzen der Predigten, Verstöße gegen die Kleiderordnung, Würfelspiel und nächtliches Randalieren – Vergehen, die sich in der Regel die Studenten zu Schulden kommen ließen.
Mit Eintreffen auf dem Marktplatz, der „guten Stube“ Tübingens und seines beeindruckenden Rathauses, das älteste Haus von 1435 am Platz, spürte man eine wohnliche Atmosphäre. Einzigartig auch seine astronomische Uhr, welches bis heute zuverlässig das Datum, die Mondphasen und bestimmte Himmelsereignisse wie Sonnen- und Mondfinsternisse anzeigt. Übrigens: Tübingen ist praktisch schuldenfrei. Denn die Universitätsstadt hat mehr Rücklagen als Verbindlichkeiten.
Über die Judengasse, mit seinen wannenartigen Brunnen in den Kellern, welche als rituelle Bäder dienten, ging es bergwärts. Im Schloss Hohentübingen sind die Sammlungen Alte Kulturen zu Hause. Zu ihren Glanzstücken gehören das Mammut, das Wildpferd, der Tübinger Waffenläufer sowie eine ägyptische Grabkammer. Herr Wenzler gelang es auf unterhaltsame Weise und für jedermann verständlich die Geschichte und Bauwerke Tübingens lebendig werden zu lassen, er erzählte von den Gögen, den Ureinwohnern Tübingens und den Abhängigkeiten in der Gründungszeit als Universitätsstadt durch Graf Eberhard im Barte 1477.
Abschließend wurde die Stiftskiche, in der Zeit 1470 bis 1493 durch vorgenannten Grafen als spätgotische Kirche errichtet, besucht und damit eine sehr gute und anekdotenreiche Stadtführung beendet.
Weitere Aktivitäten, nebst Eiskaffee und Kneipentour, folgten gemeinsam und rundeten den Tag bei angenehmen Temperaturen ab.
Punkt 19 Uhr war wieder Einstieg in die Bahn; ein Jeder vom Tag geprägt und noch vor den Heimatbahnhöfen das Versprechen gelobt, nächstes Jahr gerne wieder „dohoim im Ländle“.

Bilder zum Vergrößern anklicken:





Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.